Lektüreliste 4
Ketamine
Diese liste wurde erstellt von Jagoda Mackowiak in Kooperation und Co-Publication, mit Blossom.
Ketamin, historisch gesehen ein Anästhetikum, hat sich als ein vielversprechendes Molekül erwiesen um therapeutische Effekte herbeizuführen. Ketamin ist Teil der WHO-Modell-Liste unentbehrlicher Arzneimittel.1 Es ist ein Dissoziativum, wurde aber in die meisten der weiter gefassten Definitionen von Psychedelika aufgenommen (als atypisches Psychedelikum). Dissoziative Substanzen sind Wirkstoffe, die die Wahrnehmung einer Loslösung vom eigenen Körper und der Umwelt hervorrufen. Wie viele andere psychoaktive Substanzen wird auch Ketamin als Freizeitdroge verwendet und seine Wirkung ist stark dosisabhängig.
Die Dauer und Folgewirkungen von Ketamin sind typischerweise kürzer als die der “klassischen”, serotonergen Psychedelika (Psilocybin, LSD). Eine subanästhetische oder therapeutische Dosis wird typischerweise über sublinguale Lutschtabletten, intramuskulär oder intravenös verabreicht. Alle Verabreichungswege führen zu Wahrnehmungsveränderungen, wie Dissoziation und visueller Verzerrung. Die Bioverfügbarkeit ist jedoch sehr unterschiedlich – die Bioverfügbarkeit einer Lutschtablette ist etwa nur 15-25 % so effizient wie die einer intravenösen Verabreichung.2 Intravenöse Dosen im Rahmen der Ketamin-unterstützten Psychotherapie (Ketamine-assisted Psychotherapy, KAP) werden in der Regel um die Standarddosis von 0,5 mg/kg Körpergewicht festgelegt.
Das Ketamin-Molekül gibt es in zwei Varianten3 (Enantiomere, Spiegelbilder, genau wie eine linke und eine rechte Hand) und R- und S-Ketamin (Arketamin und Esketamin). Wenn nicht anders angegeben, werden Studien in der Regel mit razemischem Ketamin durchgeführt, das jeweils 50 % beider Varianten enthält. Esketamin wurde von Johnson & Johnson als Nasenspray unter dem Markennamen Spravato4 für behandlungsresistente Depressionen (treatment resistant depression, TRD) entwickelt. Die Wahl des Enantiomers basiert auf dem Nachweis, dass Esketamin ein stärkerer Hemmstoff für die Wirkung am NMDA-Rezeptor ist.5 Weitere Studien lassen nun vermuten, dass dieser Signalweg wahrscheinlich nicht der Schlüsselmechanismus für die antidepressive Wirkung ist und dass sich Arketamin möglicherweise als wirksameres Therapeutikum erweisen kann.6
Die untenstehende Auswahl an Forschungsergebnissen zu Ketamin für die psychische Gesundheit untersucht dessen vielversprechende Wirkung nicht nur in der Behandlung von Depressionen, sondern auch positive Auswirkungen auf Suizidgedanken, Sucht und weitere Symptome psychischer Gesundheitsstörungen.
1. https://www.who.int/medicines/events/fs/en/
2. Wieber, J., Gugler, R., Hengstmann, J. H., & Dengler, H. J. (1975). Pharmacokinetics of ketamine in man. Der Anaesthesist, 24(6):260-263.
3. Hashimoto, K. (2019). Rapid‐acting antidepressant ketamine, its metabolites and other candidates: A historical overview and future perspective. Psychiatry and clinical neurosciences, 73(10):613-627.
4. https://www.jnj.com/janssen-announces-u-s-fda-approval-of-spravato-esketamine-ciii-nasal-spray-to-treat-depressive-symptoms-in-adults-with-major-depressive-disorder-with-acute-suicidal-ideation-or-behavior
5. Temme, L., Schepmann, D., Schreiber, J. A., Frehland, B., & Wünsch, B. (2018). Comparative pharmacological study of common NMDA receptor open channel blockers regarding their affinity and functional activity toward GluN2A and GluN2B NMDA receptors. ChemMedChem, 13(5):446-452.
6. Zhang, J. C., Li, S. X., & Hashimoto, K. (2014). R (−)-ketamine shows greater potency and longer lasting antidepressant effects than S (+)-ketamine. Pharmacology Biochemistry and Behavior, 116:137-141.