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Edge über den Dialog zwischen Kunst und Neurowissenschaften

Edge – Blurring the borders between art and neuroscience

Disclaimer: Dieser Blogpost wurde von Volontären übersetzt und editiert. Die Mitwirkenden repräsentieren nicht die MIND Foundation. Wenn Ihnen Fehler oder Unklarheiten auffallen, lassen Sie es uns bitte wissen – wir sind für jede Verbesserung dankbar (mailto:[email protected]). Wenn Sie unser Projekt zur Mehrsprachigkeit unterstützen wollen, kontaktieren Sie uns bitte um der MIND Blog Translation Group beizutreten!

OB BEILÄUFIG ODER ENTSCHLOSSEN, KUNST IN DER NEUROWISSENSCHAFT IST EIN MITTEL, UM ZU LEHREN UND ZU INSPIRIEREN, ZU KOMMUNIZIEREN UND ZU TEILEN, FÜR KÜNSTLER*INNEN UND NEUROWISSENSCHAFTLER*INNEN GLEICHERMASSEN.

Auf dem Symposium “Progress in Bewusstseinskultur” der MIND Foundation sowie auf der kürzlich stattgefundenen Mitgliederversammlung sind den Gästen vielleicht verschiedene Kunstwerke in den neuen Büroräumen von MIND in Berlin-Friedrichshain aufgefallen. Sowohl vor Ort als auch online konnten die TeilnehmerInnen außerdem eine meditative Licht- und Klangperformance des OATS-Kollektivs erleben. In diesem Blog-Beitrag möchten wir Ihnen die Motivation und die Geschichte dahinter sowie unsere weitere Arbeit als EDGE näher bringen.

EDGE wurde vor drei Jahren in Berlin ins Leben gerufen, während wir alle ein neurowissenschaftliches Studium (in Neurobiologie, medizinischer Neurowissenschaft oder Kognitionswissenschaft) verfolgten. Uns wurde schnell klar, dass viele unserer KommilitonInnen auch talentierte Künstler waren, die jedoch keine geeignete Plattform hatten, um sich auszudrücken. “Die größten Wissenschaftler sind immer auch Künstler”, sagte Albert Einstein einmal. Wir glaubten, dass das Studium des Gehirns und all die Schönheit, welche die neurowissenschaftliche Forschung hervorbringt, es wert sind, geteilt zu werden.

Bald beschlossen wir, eine Ausstellung zu kuratieren, die im Juli 2018 im >topLab im Herzen von Berlin-Neukölln stattfand, begleitet von Führungen, Gesprächen und Q&As mit den KünstlerInnen. Wir hielten die Ausstellung für eine hervorragende Möglichkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse in einer alternativen Art zu vermitteln, Einblicke in den wissenschaftlichen Prozess zu gewähren und Forscher in den Augen der Öffentlichkeit zu humanisieren und zu individualisieren. Vier Tage lang zeigten wir eine dichte Vielfalt an Werken: eine Tanzperformance, Fotografie in Schwarz-Weiß und Farbe, Aquarell- und Ölgemälde, Projektionen, eine Klanglandschaft, ein Hologramm, Graphitskizzen, Leuchtboxen und mehr. Wissenschaftliche Themen waren in vielen Arbeiten offensichtlich, mit mikroskopischen Bildern, vergrößerte Darstellungen von biologischem Gewebe und Laborgeräten – aber ebenso gab es auch viel Persönliches und Menschliches in den ausgestellten Werken. Viele stellten FreundInnen und KollegInnen bei der Arbeit dar, während andere die menschliche Seite der klinischen Neurowissenschaft in Kunstwerken über mentale Vielfalt zeigten. Angesichts der Möglichkeit, dies durch Kunst auszudrücken, haben wir einen Raum für die Kommunikation zwischen KünstlerInnen und BesucherInnen eröffnet. Was wollen die KünstlerInnen über Neurowissenschaften vermitteln? Wer sind sie? Woran forschen sie? Wie ist das so? Was finden sie daran schön?

Während dieser Ausstellung erhielten wir viele positive Rückmeldungen von unseren KommilitonInnen über die Möglichkeit, auf ihren kreativen Ausdrucksformen aufzubauen und sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Wir hatten einen Samen gelegt: eine Forderung nach einer Gemeinschaft, die sich für die Schnittstelle von Kunst und Neurowissenschaft, neurowissenschaftliche Kommunikation und die Schönheit des Gehirns interessiert. Dementsprechend haben wir die Aktivitäten des Projekts fortgesetzt und erweitert. 2019 veranstalteten wir den ersten Workshop in unserer neuen Reihe zum Thema “Neurowissenschaften und Kreativität” mit dem Ziel, konstruktive Synergien zwischen KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen zu schaffen, praktisches und konzeptuelles Wissen auszutauschen und eine breitere Öffentlichkeit für die akademische Welt zu gewinnen. Wir sind davon überzeugt, dass ein solcher Austausch von Ansätzen und Methoden sowohl dem künstlerisch als auch dem wissenschaftlich kreativen Geist zugutekommen kann.

Im gleichen Jahr veranstalteten wir unsere zweite Sommerausstellung. Diesmal haben wir einen offenen Aufruf für KünstlerInnen gestartet und bald gemerkt, wie viele KünstlerInnen tatsächlich von der Forschung in den Bereichen Neurowissenschaften, Biologie und Psychologie inspiriert sind. Ihre Kunstwerke zeigten verschiedene Themen der Neurowissenschaften wie Gedächtnis, Achtsamkeit und neurologische Vielfalt. Sie verwendeten sogar Neuroimaging-Techniken wie EEG für interaktive Performances. Für viele von ihnen ist Kunst gleichzeitig Forschung: KünstlerInnen untersuchen ähnliche Fragen wie WissenschaftlerInnen und versuchen genauso, sich selbst und die Welt um sich herum zu verstehen. Kunst stellt Fragen: wie man Themen kommuniziert und konzeptualisiert, und wie man sie erlebt.

 

Unsere Ausstellung war an zwei Orten zu sehen: im Foyer des CCO, der Forschungseinrichtung der Charité in Berlin-Mitte, und in einem stillgelegten Kraftwerk in Berlin-Steglitz. Diese gegensätzlichen Orte zogen Menschen aus unterschiedlichen Bereichen an und rekontextualisierten die Arbeiten für neue Perspektiven. So entstanden neue Zugänge zu der sonst typisch abgesonderten neurowissenschaftlichen Arbeit. Der Künstler und Neurowissenschaftler Dr. Mateusz Ambrozkiewicz sagte: “Ich denke, dieses Projekt bietet tiefe Einblicke in die Arbeit eines Neurowissenschaftlers, erklärt das Konzept von Entwicklungskrankheiten und zieht Menschen an, um Diskussionen und Überlegungen zu fördern.” Er fuhr fort: “Ich bin begeistert, dass ich meine Arbeit in einem anderen Medium präsentieren kann, ein vielfältiges Publikum erreiche und erklären kann, warum Grundlagenforschung für die Menschheit von unschätzbarem Wert ist. “1

 In diesem Sommer haben wir außerdem unsere Zusammenarbeit mit der MIND Foundation etabliert. In der Visual Arts-Ausstellung während der INSIGHT-Konferenz 2019 kuratierten wir Videoinstallationen und Gemälde (Beispiele finden sich auf den Seiten 30-34 des Konferenzberichts). Ein Jahr später hatten wir die großartige Gelegenheit, die neuen Büroräume von MIND in Berlin-Friedrichshain kurz vor Beginn des MIND-Symposiums zum Thema “Progress in Bewusstseinskultur” mit Kunstwerken von acht verschiedenen KünstlerInnen zu dekorieren.2 Begleitet wurde der Tag von einer Kunst-Performance des OATS-Kollektivs Amsterdam, welche die Verbindung zwischen Kunst und Bewusstsein direkt erlebbar machte.                              

Seitdem haben wir unsere Mission konkretisiert: um interdisziplinäre Kollaborationen zwischen KünstlerInnen und NeurowissenschaftlerInnen zu initiieren, den Austausch von zeitgenössischem konzeptuellem und praktischem Wissen zu erleichtern, die Realisierung von Kunstprojekten zu unterstützen und KünstlerInnen eine Plattform für Ausstellungen in Berlin und darüber hinaus zu bieten. Wir hoffen, dass Mitglieder der Öffentlichkeit, die unsere Ausstellungen besuchen, auf interaktive Weise etwas über Neurowissenschaften lernen, um das öffentliche Wissen zu bereichern und Wissenschaft erlebbar zu machen. Darüber hinaus wollen wir WissenschaftlerInnen und Forschungsinstituten eine Möglichkeit bieten, ihre Erkenntnisse auf eine ansprechende Art und Weise zu vermitteln. Wir hoffen, dass dieser Dialog zwischen KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen weiterhin eine Gemeinschaft von Menschen bildet, die disziplinübergreifend diskutiert und zusammenarbeitet und ihre Perspektiven kombiniert, um Werke für das öffentliche Wohl zu schaffen.

An dieser Stelle freuen wir uns ankündigen zu können, dass die MIND Foundation in diesem Jahr als Gastgeber den ersten Teil unserer Multimedia-Ausstellung 2020 veranstalten wird. Vier Tage lang (15.-18. Oktober) werden wir die Neuro-Neugierigen zu dieser interdisziplinären Schau von internationalen KünstlerInnen und NeurowissenschaftlerInnen über die Schönheit des Gehirns willkommen heißen. Die BesucherInnen können zweistündige Zeitfenster buchen, um die COVID-19-Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten (Tickets sind hier erhältlich).


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