Format

News

Categories

MIND News


Related Blog post

Klarheit und Tiefe

Auf dem Weg zu einer wissenschaftsbasierten Debatte über Psychedelika

Zwischen Juni und August 2021 haben wir eine Reihe von Blog-Beiträgen über die INSIGHT-Konferenz der MIND Foundation veröffentlicht. Die Blogposts beschreiben die wichtigsten Ideen, die diese zweijährig stattfindende englischsprachige Konferenz in Berlin prägen. Die zweite Ausgabe der INSIGHT fand vom 9. bis 12. September im Langenbeck-Virchow Haus in Berlin statt. Sie wurde auch per Live-Stream in die Welt übertragen.
Dieser Kick-off-Blogpost beschreibt einige Herausforderungen, die spezifisch für „psychedelische“ Konferenzen sind. Indem ich einen persönlichen Blick auf die Vergangenheit werfe, skizziere ich Fragen, die angegangen werden müssen, um eine rationale Kultur rund um „Bewusstsein“ zu schaffen.

“(…) Obwohl ich häufig an ähnlichen Veranstaltungen teilnehme, hatte ich zum ersten Mal den Eindruck, dass hinter interessanten Vorträgen eine Vision und ein größeres Bild steht. Die Philosophie der Enkulturation von Psychedelika durch die Schaffung einer wissenschaftlich inspirierten Bewusstseinskultur füllt eine Lücke in der zeitgenössischen psychedelischen Renaissance. Noch einmal, vielen Dank!!!”

INSIGHT 2019 Konferenzteilnehmer

Wir erleben eine rasante Entwicklung im Gebiet der Erforschung von Psychedelika. Dies spiegelt sich auch in der aktuellen Landschaft von Konferenzen und den Werten, auf denen sie aufgebaut sind, wider. In diesem Blogbeitrag möchte ich erläutern, wie die MIND-Gruppe dazu gekommen ist, INSIGHT so zu gestalten, wie wir es tun. Kurz gesagt, INSIGHT ist eine Konferenz, die danach strebt, Diskurse aus den Natur- und Sozialwissenschaften, der Philosophie und Ethik, den Künsten und der Gesundheitsbranche miteinander zu verbinden. Gleichzeitig ermöglicht INSIGHT einen kritischen Dialog über die Rationalität und Ethik im psychedelischen Feld, über dessen historischen Wurzeln und die Ideen, die die aktuellen Innovationen und Entwicklungen antreiben.1

Wie werden die psychedelischen Konferenzen der Zukunft aussehen? Wie sollten sie aussehen? Stellen wir uns eine Konferenz als eine temporäre Mini-Gesellschaft vor, in der ein Teil der größeren Gesellschaft debattiert. In einem solchen sozialen Raum geht es in der Tat darum, was debattiert wird, aber auch darum, wie es debattiert wird. Inhalt, Stil und der lebendige Kontakt der Redner mit den Teilnehmern bestimmen den Charakter einer Konferenz.

Es gibt übergreifende Fragen, die wir auf der INSIGHT diskutieren:

  • Wie sieht psychedelischinspirierteRationalität in Medizin, Gesellschaft und Kultur aus?
  • Wie können psychedelische Erfahrungen beziehungsweise psychedelische Substanzen die Behandlung von Menschen mit einer psychischen Erkrankung unterstützen, das Wohlbefinden stärken und gleichzeitig zum modernen Prozess der (politischen und sozialen) Emanzipation beitragen?
  • Wie würde eine nicht-individualistische Ethik des Bewusstseins aussehen?

Es gibt keine eindeutigen Antworten.

Die Landschaft für eine Debatte über Psychedelika

Psychedelische Forschung hat eine lange Geschichte in der Psychiatrie und Anthropologie.2,3 In den letzten Jahrzehnten wurde der Diskurs über Psychedelika und veränderte Bewusstseinszustände jedoch von “oben” und “unten” in der Gesellschaft politisiert. Aufgrund der Illegalität der klassischen Psychedelika war das Feld lange Zeit von akademischen, therapeutischen und politischen Subkulturen definiert worden – und sehr oft von Irrationalität und Ideologie.2

Derzeit sehen wir die Anfänge einer ausgewogeneren öffentlichen Debatte über Psychedelika. Dies geschieht sowohl an den Universitäten als auch in der Öffentlichkeit. Im letzten Jahrzehnt erlaubten einige der renommiertesten medizinischen Fakultäten – darunter das Imperial College und die Johns Hopkins University – begabten Forschern, wieder klinisch mit Psychedelika zu arbeiten.4,5 Jetzt, wo die zweite Welle der psychedelischen Forschung an Dutzenden von Universitäten Einzug gehalten hat, beginnt diese auch, öffentliche Forschungsgelder einzuwerben und Diskussionen unter den Zulassungsbehörden und politischen Entscheidungsträgern in Gang zu setzen. Parallel dazu sind neue Pharmafirmen auf dem Weg, Substanzen wie Psilocybin und MDMA für den Gesundheitsmarkt zuzulassen, und private Unternehmen, die psychedelische Substanzen entwickeln, suchen an der Börse nach Finanzierungen.2,3 Heutzutage spricht sogar der Direktor der einflussreichen US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH), Francis Collins, vorsichtig über die Zukunft von Psychedelika in der Behandlung psychischer Erkrankungen.2,3

Sowohl die US-amerikanische FDA (Federal Drug Agency) als auch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) beschäftigen sich mit den unorthodoxen Fragen, die Psychedelika als Substanzklasse für die Zulassung und Regulierung aufwerfen. Gleichzeitig entwickelt sich allerdings in einigen Ländern ein Retreat-Markt als Parallelwelt vor allem in rechtlichen Grauzonen oder im Kontext der Illegalität.

Am 3. Februar 2021 bewilligte die deutsche Bundesregierung6 eine Forschungsförderung in Höhe von 2,3 Millionen Euro zur Finanzierung einer Psilocybin-Depressionsstudie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim und einem zweiten Studienzentrum an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Universitätsmedizin. Die EPIsoDE-Studie wird von Prof. Dr. med. Gerhard Gründer geleitet und wird 144 Patienten behandeln, die an einer behandlungsresistenten Depression (TRD) leiden.6 Therapeuten und Forscher der MIND Foundation sind Teil der Teams in beiden Studienzentren. EPIsoDE führt qualitativ hochwertige klinische Forschung nach den Standards der European Medicines Agency (EMA) und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BMBF) durch. Erste qualitative Daten und der konzeptionelle Rahmen dieser neuen Forschung werden auf der INSIGHT vom 9. bis 12. September in Berlin diskutiert.

INSIGHT ist die Plattform, um über all dies zu diskutieren und unsere europäischen Debatten mit den globalen Entwicklungen in Verbindung zu bringen. Europäer haben eine genuine Perspektive einzubringen – geprägt von kultureller Vielfalt und dem Streben nach offenen Gesellschaften, Säkularismus, Emanzipation und Skepsis gegenüber Ideologien aller Art. Wir sorgen dafür, dass eine solche Debatte sowohl Klarheit als auch Tiefe, empirische Daten und subjektive Erfahrungen in einem ausgewogenen Gespräch zusammenbringt.

Einblicke in Psychedelische Konferenzen der letzten Jahrzehnte

Multidisziplinarität auf psychedelischen Konferenzen ist allerdings schon häufiger versucht worden. Das Thema verlangt es, denn die Substanzklasse hat eine reiche indigene, anthropologische, naturwissenschaftliche und Sozialgeschichte.

Ich selbst bin in die deutsche Debatte über Psychedelika als junger Student auf der historischen Tagung “Welten des Bewusstseins” (22.-25. Februar 1996, Heidelberg) eingestiegen. Mein späterer akademischer Mentor Rolf Verres und das ECBS (European College of Consciousness Studies) organisierten diese Konferenz. Das ECBS wurde von dem deutschen Psychedelika-Forscher Hanscarl Leuner (1919-1996)8,9 initiiert, der Mediziner mit Lehrstuhl an der Universität Göttingen war. Dessen Arbeit hatte viele interessante Ergebnisse erbracht. Doch die medizinische Gemeinschaft hat seine Forschung damals nicht besonders wohlwollend aufgenommen – weder klinisch, noch ethisch, noch kulturell.

Ich schaue mit einem freundlichen Blick auf diese Konferenz im Jahr 1996 zurück. Es war faszinierend, dem damals neunzigjährigen LSD-Entdecker Albert Hofmann zuzuhören, den ich später persönlich kennenlernen durfte. Es waren zahlreiche angesehene und nachdenkliche Menschen auf der Bühne und einige, die ich als schillernde Persönlichkeiten bezeichnen würde. Akademisch gesehen hat es der Diskurs um Psychedelika in diesen Jahren im Großen und Ganzen nicht geschafft, einen vernunftbasierten Dialog über Psychedelika zu etablieren. Zu einem beträchtlichen Teil lag das an der eigentümlichen Kultur, in deren Rahmen sich zahlreiche Menschen mit diesem Thema beschäftigten. Man könnte sie als „psychedelische Blase“ bezeichnen – und viele verstanden sich vor allem als Teil einer sozialen Bewegung. Andererseits spielten bei dieser Situation auch gesellschaftliche Vorurteile und die Kriminalisierung des Themas eine Rolle.

Wenn ich über die Dialoge aus den 1990er Jahren nachdenke, würde ich sagen, dass es einige weit verbreitete Tendenzen bei diesen historischen Konferenzen gab.

  • Die Behandlung von Psychedelika als “Wunderpillen” (panaceum)
  • Eine weitverbreitete Gleichsetzung der Selbstmedikation und des Freizeitgebrauchs von Psychedelika mit deren psychotherapeutischer Verwendung
  • Die Bevorzugung religiöser, spiritueller oder neoschamanischer Konzepte gegenüber akademischen Theorien
  • Die Betonung der Exzeptionalität der psychedelischen Therapie (die es schwer machte Ähnlichkeit und Unterschiede zu bestehenden Psychotherapien festzustellen)
  • Eine Überbewertung der wissenschaftlichen Errungenschaften der 1960er und 1970er Jahre
  • Das Überdecken von Spannungen zwischen Untergruppen der so verstandenen “psychedelischen Bewegung”
  • Ein künstlerischer Stillstand um die subkulturelle psychedelische Ästhetik der Jugend- und Drogenkulturen der 1960er Jahre herum
  • Eine teilweise Ignoranz bezüglich der Schattenseiten und ethischen Herausforderungen von „Untergrund“-Therapien
  • Die Politisierung von “Bewusstsein” selbst als Gegenkultur
  • Ein Verwischen der Grenze zwischen authentischen Spiritualitäten und eskapistischer, manchmal guruhafter und leichtgläubiger Esoterik
  • Eine Tendenz Rationalität” schlechthin als Über-Intellektualität zu verstehen

Dieses Erbe ist immer noch lebendig und nimmt wahrscheinlich im weltweit entstehenden “psychedelischen Feld” sogar zu.10 Der französische Soziologe Pierre Bourdieu definierte ein soziales “Feld” als Umgebung, in der ein Wettbewerb zwischen Gruppen und Individuen stattfindet. Ein Feld wird durch die Interaktion von dominanten Akteuren und anderen, die um neue Definitionen von Regeln konkurrieren, bestimmt. Veränderungen können durch interne Kämpfe oder durch äußere Kräfte wie Regierungen oder Industrien entstehen, die versuchen neue Regeln einzuführen.11 Viele psychedelische Konferenzen der Vergangenheit wurden von unterschiedlichsten politischen, spirituellen, drogenbezogenen oder gegenkulturellen Strömungen1 dominiert. Diese Strömungen hatten kein echtes Interesse an einem kritischen, wissenschaftlichen Ansatz oder einer “rationalen” öffentlichen Debatte.

Im Jahr 1996 standen die oben beschriebenen Phänomene fast unverbunden neben der hochrangigen Medizin- und Hirnforschung von Menschen wie Ernst Pöppel. Damals lohnte es sich kaum, auf Konferenzen über psychedelische Zustände solche Normen zu vertreten, die Verantwortlichkeit für die eigenen Argumente und einen rationalen Dialog gestärkt hätten. Als ich heute (24. Mai 2021) den Namen der Konferenz “Welten des Bewusstseins” googelte, war der erste Treffer das YouTube-Video eines Vortrags von Ralph Metzner. Dieser hatte in den 1960er Jahren die psychedelische Forschung in Harvard mitangeschoben: “Introduction into the multidimensional world view of shamanic spirituality.” Der erste Kommentar zu diesem Video beginnt mit: “Schamanismus, Alchemie und Yoga…”.

Heutzutage gibt es Konferenzen, die den Schwerpunkt entweder auf “Forschung” oder “Kultur” (im Sinne eines Ausdrucks subkultureller Identität) legen. Auf der einen Seite stehen wir akademische Insider-Konferenzen, die von neurobiologischer oder biomedizinischer Forschung dominiert werden, selten von den Kulturwissenschaften. Auf der anderen Seite haben wir verschiedene Konferenzen, die die allgemeine Öffentlichkeit einbeziehen. Einige dieser Veranstaltungen versammeln Nutzer von Psychedelika mit einer eher freizeitorientierten, religiösen oder spirituellen Identität. Andere ziehen die beschriebenen Gruppen, die neuen akademischen Wissenschaftler sowie die nächste Generation der „psychedelischen Renaissance“ an. Darüberhinaus wurden einige psychedelische Konferenzen in den letzten Jahren von sozialpolitischen Themen wie Diversität, Kolonialismus und den Debatten um ethnische Gleichberechtigung dominiert.12

Eine kritische Geschichte des Phänomens der psychedelischen Konferenzen von den 1960er Jahren bis heute ist noch nicht geschrieben worden. Ich nehme meine Beobachtungen als Ausgangspunkt, um die Bausteine der INSIGHT-Konferenzreihe zu beschreiben.

Was sind die Bausteine der Insight-Konferenz?

“Psychedelische” Konferenzen der Zukunft (und der Diskurs über Psychedelika im Allgemeinen) sollten ihr Verständnis und ihre öffentliche Kultur von Rationalität diskutieren. Eine rationale Gesprächskultur kann sich nicht auf die Selbsterfahrung von Psychedelika gründen, auf die Übernahme historischer Traditionen oder die Praktiken ethnischer Nutzergruppen. Sie kann auch nicht in Ehrfurcht vor vermeintlich authentischer Weisheit verharren, die idealisierte Autoritäten spenden. Und eine solche Kultur der Rationalität muss das Verhältnis von subjektiver Erfahrung (first-person perspectives) und objektivierendem Zugang (third-person perspectives) fortwährend klären.

Auf der INSIGHT werden wir den Status von Psychedelikaforschung in der Medizin, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur diskutieren. Wir versuchen, dies in einem transdisziplinären Sinne zu tun, das heißt: über Disziplinen, Methodenund Sektoren hinweg.

Die vier Konferenztracks sind (1) Therapie, (2) Grundlagenforschung, (3) Öffentliche Gesundheit und Anthropologie sowie (4) Implementierung und Philosophie. Auf der aktuellen Ausgabe der INSIGHT laden wir ein internationales Publikum ein, das an einem wissenschaftsbasierten Dialog interessiert ist, sowie Forscher und Redner aus mehr als 35 Ländern. Wieder wird diese hybride Konferenz im Langenbeck-Virchow Haus im Zentrum Berlins stattfinden. Und wir werden alle vier Tracks per Live-Stream in die Welt übertragen.

Die INSIGHT-Bausteine werden in einer Serie detaillierter Blog-Beiträgen von Teammitgliedern der MIND Foundation beschrieben. Hier gebe ich einen Überblick der Bausteine – zusammen mit kurzen und unvollständigen “Einladungen” zum Nachdenken und Handeln. Jede dieser Einladungen verlangt eingehende Erläuterung, für die hier kein Platz ist.

Wissenschaft als transdisziplinärer Prozess

Transdisziplinär bezieht sich sowohl auf Forschung als auch auf Wissenschaftskommunikation. Es geht darum, Probleme aus verschiedenen Perspektiven zu behandeln. Die meisten wichtigen Probleme überschreiten die Grenzen von zwei oder mehr Disziplinen. Der transdisziplinäre Ansatz beschreibt auch, wie Wissenschaftler, Praktiker und Unternehmer einen systematischen oder “ganzheitlichen” Weg zur Lösung eines Problems beschreiten (z.B. wie man psychedelische Therapien zu einem ethischen Teil offener Gesellschaft machen kann).

Einladungen an die TeilnehmerInnen:

  • Die Konferenz regt dazu an, dieGrenzen deines eigenen Paradigmasund der eigenen Methodik zu erweitern
  • Wir stellen verschiedene Ansätze vor – von denNatur bis zu den Kulturwissenschaften
  • Einauthentischer, kritischer Dialogmit Mitmenschen und Wissenschaftlern vermeidet ein bloßes Lippenbekenntnis zu multidisziplinärem, beziehungslosen Nebeneinander von Ideen Disziplinen
  • Jeder Konferenzteilnehmer kann dazu beitragen, denAustausch und die Übersetzung von Wissenzwischen Forschern und Praktikern zu erleichtern, z.B. Therapeuten
  • Wertschätzungfür Sprache hilft; beispielsweise sollten Metaphern bewusst verwendet werden und diese in die Forschung und zurück übersetzt werden
  • Die Konferenzorganisatoren verstehen “Wissenschaft eher (als) eine Art zu denkenist als ein fester Kanon von Wissen” (Carl Sagan)

 

Philosophie als Werkzeug zur Untersuchung von existentiellen Themen, Rationalität, Ethik und Kommunikation

Wir haben wieder Philosophen aus verschiedenen Denkschulen eingeladen, um über so unterschiedliche Themen wie therapeutische Ethik und Erkenntnistheorie zu sprechen (“was und in welchem Sinne sind psychedelische Erfahrungen real?”).

Einladungen an die Teilnehmer:

  • Es ist möglichexistenzielleFragenzu stellen, und auch den vielfältigen und widersprüchliche Antworten zuzuhören
  • Wertschätzungfür die Ich- und die Dritte-Person-Perspektive ist ein wichtiges Werkzeuge der wissenschaftlichen und persönlichen Erkundung – gerade in diesem Forschungsgebiet
  • Hilfreich ist es, diePrinzipien und Konsequenzender Erfahrungen, Ideen und Ergebnisse jedes Sprechers zu hinterfragen
  • Wir regen an, dieethischen Folgen eines jeden Bewusstseinszustandesüber den gesprochen wird, zu erkunden

Die gesellschaftlichen Auswirkungen psychedelischer Forschung und Therapien sind wichtig

Gesellschaften teilen sich Territorien, politische Autorität und unterschiedliche kulturelle Erwartungen. Die sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesundheitlichen Folgen der wissenschaftlichen Erforschung psychedelischer Zustände für die Gesellschaft müssen diskutiert werden. Die meisten Entwicklungen in der psychedelischen Forschung und Industrie finden derzeit in “westlichen” und offenen Gesellschaften statt. Das Verhältnis zu anderen Gesellschaften (in Amazonien, Afrika, aber auch inmitten „Westlicher“ Gemeinschaften) mit anderen Wertesystemen muss berücksichtigt werden.

Einladungen an die Teilnehmer:

  • Werte und normativen Hintergründeder anderen Konferenzteilnehmer und Forscher zu untersuchen führt dazu, eigene blinde Flecken zu erkennen
  • Die gesundheitlichen und politischen Konsequenzen der psychedelischen Forschung füralle, nicht nur für Teilgruppen der Gesellschaft sollte berücksichtigt werden
  • Ideologien und kulturelle Paradigmengegenüber Psychedelika sind alle hinterfragbar, sowohl die dominanten westlichen Ansätze als auch traditionale oder indigene
  • Wir sollten die Folgen von Wissenschaft für diejenigen ergründen, die „nicht dazugehören“
  • Toleranzfür die Meinungen anderer ist die Grundlage einer Konferenz
  • Es ist bedeutsam, sich selbst und andere zu ermuntern, die Verantwortung für alle Argumente und Forderungen zu übernehmen

Die Konferenz als diverses Netzwerk von Fachleuten und allgemeinem Publikum

Unser Publikum ist beruflich oder allgemein interessiert an psychedelischer Forschung, Therapie, Wohlbefinden (Well-being), Wirtschaft, psychischer Gesundheit, Kunst und Philosophie.

Einladungen an die Teilnehmer:

  • Wir freuen uns mit den Teilnehmernauf ein diverses Publikum aus mehr als 35 Nationalitäten vor Ort und vermutlich weit mehr online
  • Die INSIGHT bietet einzigartige professionelle Networking-Möglichkeiten vor Ort und auf unserer Live-Streaming-Plattform Airmeet
  • Wir laden dazu zusätzlich dazu ein, dasOnline-Netzwerkder MIND Foundation mit unseremsechsmonatigen kostenlosen Zugang für INSIGHT-Ticketinhaber– um dich vor und nach der Konferenz auszutauschen, zu treffen oder lokale Gruppen aufzubauen
  • Wer sich kein Ticket leisten kann, kann durch eine Spende in dasDiversity-Programmvon MIND unterstützt werden
  • Wirunterstützenauch Patientengruppierungen dabei, sich in die Konferenz zu einzubringen
  • Gemeinsam mit Freiwilligenübersetzenwir viele Ergebnisse der Konferenz in mehrere europäische und außereuropäische Sprachen (im mehrsprachigenMIND Blogmit derzeit 14 Sprachen)

Die entstehende Psychedelische Industrie auf der Konferenz

Die INSIGHT bietet eine Plattform für private Unternehmen und öffentlichen Organisation, for-profit und non-profit Firmen, die sich in der Entwicklung, Klinik, technologischen Innovationen und der Finanzbranche engagieren.

Einladungen an die Teilnehmer:

  • Nutzen Sie unsere Plattform für Diskussionen zwischen privaten und öffentlichen Interessengruppen
  • Helfen Sie dabei den Dialog über Ethik von Forschung und Entwicklung zwischen Regierung, Parlamenten und der Industrie zu stärken
  • Wir bieten auch EFPIA-Standard-Ticketsfür die Pharmaindustrie an
  • Wir bieten die Gelegenheit Finanziers für klinische und andere Forschung auf der Konferenz kennen zu lernen
  • Stellen Fragen zu Ethik und Outcomes industrieller Forschung

Therapie als wesentliches Ziel in der Anwendung psychedelischer Substanzen

Unsere vier Tracks kombinieren solide Grundlagenforschung und Vorträge, die sich auf die angewandte Therapie und Implementation konzentrieren. Praktiker aus klinischen Studien mit Psychedelika aus der ganzen Welt nehmen an der Konferenz teil. In Vor-Konferenz-Workshops vertiefen wir psychotherapeutische Themen und Weiterbildungsangebote.

Einladungen an die Teilnehmer:

  • Wir ermöglichen, klinische Experten mit verschiedensten Hintergründen und Therapieschulen zu treffen
  • Auch die Vor-Konferenz-Workshops sind mitCME/CE-Punkten akkreditiert(für Ärzte und Psychotherapeuten)
  • Treffen Sie sich an den Infoständen in der Haupthalle und auf den Fluren, um sich überklinischeWeiterbildungsmöglichkeitenzu informieren.
  • Die MIND Foundation hat damit begonnen eineuropäisches Netzwerk von Ärzten und Psychotherapeutenaufzubauen, die sich für die Arbeit mit psychedelischen Substanzen und Methoden interessieren – man kann es testen

Der Schwerpunkt liegt auf Innovation, um reale Verbesserungen zu erreichen

Die INSIGHT konzentriert sich auf die Gesundheitssysteme moderner Gesellschaften. Wir ignorieren traditionale und indigene Gesellschaften nicht, sondern setzen diesen Schwerpunkt. Und wir richten die Aufmerksamkeit auf den Wert von Innovationen rund um Psychedelika – die wir kritisch beurteilen möchten.

Einladungen an die Teilnehmer:

  • Wir führen einen kritischen Dialog überNachhaltigkeit,die realen Ergebnisse für die öffentliche Gesundheit, Ethik der Medikamentenentwicklung sowie neue klinische Konzepte
  • Bewerten Sie traditionelle und innovative Praktiken in der psychedelisch-unterstützten Therapie bezüglich positiver und schädlicher Auswirkungen auf indigene und westliche Gemeinschaften, auf soziale Entwicklung, kulturelle Aneignung und Fragen der sozialen Gerechtigkeit

Selbsterfahrung als Einladungen für diejenigen, die erkunden, entspannen und Kontakte knüpfen wollen

Getrennt vom Forschungs- und klinischen Programm der Konferenz bieten wir Raum für achtsame Selbstexploration mit Stroboskoplicht, Neuromeditation und immersiven künstlerischen Projekten an.

Einladungen an die Teilnehmer:

  • Unsere Selbsterfahrungs-Workshops vor der Konferenz bieten spielerische Möglichkeiten vor Ort
  • Meditieren oderentspannen Sie in Achtsamkeitsräumen während der Konferenz
     

Kunst & Musik als kommunikatives und ästhetisches Werkzeug

Die Konferenz ist auch ein ästhetischer Erfahrungsraum (Exploratorium), der von MIND’s Arts Section in Kooperation mit der EDGE-Gruppe gestaltet wird.

Eine Einladung an die Teilnehmer:

  • Spielen, reflektieren und eintauchen in Kunst und Musik sind in den Pausen und nach dem Konferenzprogramm möglich – gestaltet von MIND’s Art Sectionin Kooperation mit der Gruppe EDGE – blurring the borders between art and neuroscience
  • Wir erweitern das klassische Konferenzformat, um den wissenschaftlichen Zugang zum Thema durch einen ästhetischen Zugang zu erweitern
  • Es wird damit auch möglich, kritisch die Rolle von Ästhetik und künstlerischen Stereotypen in Behandlung, Forschung und Enkulturation zu begreifen

Die MIND Foundation setzt sich für die Enkulturation von psychedelischen Zuständen in offene und demokratische Gesellschaften ein. Mit der Konferenz bieten wir eine europäische Plattform auf dem Boden der Werte unserer Organisation::

  • Wissenschaftlichkeit
  • Innovation
  • Gemeinschaftliches Handeln
  • Professionalität
  • Integrität
  • Verbundenheit

Aufbauend auf diesem Wertesystem tragen wir als Konferenzveranstalter dazu bei, eine rationale und verantwortungsvolle Kultur rund um psychedelische Forschung und Therapien zu formen.

Das wissenschaftliche Komitee der Konferenz hat für einen fairen und transparenten Auswahlprozess von Referenten, nicht-wissenschaftlichen Beiträgen und Bewerbungen für das Diversity-Programm gesorgt. Wie 2019 werden wir einen Konferenzbericht veröffentlichen und Videomaterial aus der Konferenz einem globalen Publikum zur Verfügung stellen. Eine Nach-Konferenz-Reihe – die Extended INSIGHT – wird hochkarätige Redner präsentieren, die aus Zeit- und Platzgründen nicht für einen Vortrag auf der Konferenz ausgewählt werden konnten.

Als Direktor von MIND und Mitbegründer von OVID werde ich selbst die Konferenz mit einem Ausblick auf die neuesten Entwicklungen und kritischen Fragen, die in der psychedelischen Forschung und Therapie zu behandeln sind, eröffnen. Der Studienleiter der deutschen Psilocybin-Depressionsstudie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim, Prof. Dr. med. Gerhard Gründer, wird über neue Entwicklungen internationale Entwicklungen und die neue deutsche Psychedelika-Forschung sprechen, die nach mehr als 2,5 Jahren gründlicher Vorbereitung begonnen hat.

Prof. Dr. med. Franz Vollenweider, der 1996 auch auf der Konferenz “Welten des Bewusstseins” referierte, wird INSIGHT 2021 in diesem Jahr abschließen. Nach jahrzehntelangem Fokus auf neurobiologische Methodik zum Verständnis dessen, was im Gehirn/Geist unter dem Einfluss psychedelischer Substanzen passiert, kommt Vollenweider nun zurück zu einer integrativen Perspektive. Er wird über das (depressive) Selbst sprechen – sowohl aus einer psychodynamischen als auch aus einer hirnforscherischen Perspektive.

Wir freuen uns auf einen lebendigen Dialog über die Chancen und Risiken der aktuellen psychedelischen Forschung und Therapie.  Herzlich willkommen zu einer der innovativsten Konferenzen in Europa!

Wenn Sie die INSIGHT 2021 verpasst haben oder weiterhin interessiert and den Vorträgen sind, können Sie hier auf die Inhalte der Konferenz zugreifen, wenn Sie über eine MIND Mitgliedschaft verfügen.

Referenzen

  1. Gründer G, Jungaberle H. The Potential Role of Psychedelic Drugs in Mental Health Care of the Future. Pharmacopsychiatry 2021. doi:10.1055/a-1486-7386

  2. Nutt D, Carhart-Harris R. The Current Status of Psychedelics in Psychiatry. JAMA Psychiatry 2021; 78: 121–122. doi:10.1001/jamapsychiatry.2020.2171

  3. Nichols DE, Walter H. The History of Psychedelics in Psychiatry. Pharmacopsychiatry 2020. doi:10.1055/a-1310-3990

  4. Vollenweider FX, Preller KH. Psychedelic drugs: neurobiology and potential for treatment of psychiatric disorders. Nature Reviews Neuroscience 2020; 21: 611–624. doi:10.1038/s41583-020-0367-2

  5. Vollenweider FX, Preller KH. Neurobiologische Grundlagen der Wirkung von Psychedelika. In: Handbuch Psychoaktive Substanzen. Springer Berlin Heidelberg; 2017: 423–436. doi:10.1007/978-3-642-55125-3_70

  6. Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). BMBF fördert Depressionsstudie mit Psilocybin am ZI Mannheim und der Charité Universitätsmedizin. 2021. Im Internet: www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/episode-eine-klinische-phase-ii-studie-zur-untersuchung-der-wirksamkeit-und-sicherheit-von-13049.php; Stand: 05/30/2021

  7. NIH – U.S. National Library of Medicine – ClinicalTrials.gov. Efficacy and Safety of Psilocybin in Treatment-Resistant Major Depression (EPIsoDE). 2020. Im Internet: clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT04670081; Stand: 05/30/2021

  8. Leuner HC, Janzarik W. Halluzinogene: Psychische Grenzzustände in Forschung und Psychotherapie. Göttingen, Hogrefe; 1981.

  9. Leuner H. Die experimentelle Psychose. [The experimental psychosis.]. Oxford,  England: Springer-Verlag; 1962. doi:10.1007/978-3-642-86258-8

  10. Johnson MW. Consciousness, Religion, and Gurus: Pitfalls of Psychedelic Medicine. ACS Pharmacology & Translational Science 2020. doi:10.1021/acsptsci.0c00198

  11. Cattani G, Ferriani S, Allison PD. Insiders, Outsiders, and the Struggle for Consecration in Cultural Fields: A Core-Periphery Perspective. American Sociological Review 2014; 79: 258–281. doi:10.1177/0003122414520960

  12. George JR, Michaels TI, Sevelius J, et al. The psychedelic renaissance and the limitations of a White-dominant medical framework: A call for indigenous and ethnic minority inclusion. Journal of Psychedelic Studies 2019; 4: 4–15. doi:10.1556/2054.2019.015


Back